Welcome back zu unserer Reihe ĂŒber die âbeliebtestenâ IrrtĂŒmer rund um Stellenanzeigen! Unser heutiger Irrtum ist ein ganz besonderer, denn dieses Mal irren sich weniger die vielen Recruiter:innen, Hiring Manager oder Fachbereiche im Unternehmen. Nein, es sind eher die Recruiting-Dienstleister, die auf dem Holzweg sind, aber damit auch gerne Recruiter:innen in die falsche Richtung locken. Vorhang auf also fĂŒr...
Irrtum #3Â
Eine Stellenanzeige muss möglichst kurz sein.Â
Klar, auf den Punkt und voll auf die Zwölf, das klingt logisch. Zumal die Stellenerhebung des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit 1,74 Millionen unbesetzten ArbeitsplĂ€tzen erneut einen Rekordwert ergeben hat. HeiĂt ĂŒbersetzt: Das Angebot fĂŒr FachkrĂ€fte ist riesig und das Zeitbudget zum PrĂŒfen eines Angebots ist entsprechend gering. Und so wundert es nicht, dass verschiedene Analysen aufzeigen: Weniger ist mehr!
So hat LinkedIn seinen Fundus an Stellen ausgewertet und kommt zu dem Schluss:
Kandidat:innen bewerben sich 17,8% haÌufiger auf Stellenanzeigen mit 150 oder weniger WoÌrtern als auf Stellenanzeigen mit 450 bis 600 WoÌrtern. Und Indeed verspricht bis zu 30% mehr Bewerbungen auf Stellenanzeigen zwischen 700 und 2.000 Zeichen. NatĂŒrlich sind das erst einmal Zahlen, die beeindrucken. Das Manko: Wir haben es mit einer sehr summarischen Betrachtung zu tun, die weder unterschiedliche Zielgruppen noch die QualitĂ€t der Texte oder gar audiovisuelle Inhalte berĂŒcksichtigt. AuĂerdem wird in der Auswertung nicht nach der eigentlichen Anzeige und weiterfĂŒhrenden Inhalten unterschieden. Das fĂŒhrt uns zu drei wesentlichen Bedenken beim Schreiben einer Stellenanzeige gegenĂŒber einem âZeichen-Diktatâ:
1. Die Zielgruppen: nicht alle(s) ĂŒber einen Kamm scheren
Denn fĂŒr ein komplexes Aufgabengebiet und sehr spezialisierte Anforderungen brauche ich als Recruiter:in nun einmal mehr Wörter als fĂŒr einen einfach zu erklĂ€renden Job und geringe (im Sinne von: wenige) Anforderungen. Ein auf KĂŒrze getrimmtes Stellenprofil, das fĂŒr Interessent:innen kein klares Bild von To-dos und Anforderungen ergibt, ist aber selten zielfĂŒhrend. WĂŒrde man die summarische Empfehlung fĂŒr die Zeichenanzahl nach der KomplexitĂ€t von Stellenprofilen aufdröseln, so ergĂ€be sich aller Wahrscheinlichkeit nach ein differenzierteres Bild.
2. Gut ist selten genug: QualitÀt versus QuantitÀt
Es spricht nichts dagegen, eine Stellenanzeige knackig zu schreiben. Im Gegenteil, wir schlieĂen uns der Empfehlung an. Zuallererst sollte aber das Augenmerk weniger darauf liegen, ob die Inhalte âvielâ, sondern ob sie âgutâ fĂŒr die Zielgruppe sind. Denn âguteâ Stellenanzeigen erhöhen nicht nur die Anzahl, sondern auch die Passgenauigkeit der Bewerbungen: Eine lebendige Beschreibung des Teams, eine plastische Beschreibung des Jobs â das alles vermittelt weitaus mehr als eine auf KĂŒrze getrimmte Bullet-Liste mit Aufgaben und Anforderungen, bei denen sich Kandiat:innen ins Blaue hinein bewerben. Wichtig ist dabei, den Leser:innen innerhalb der Inhalte Orientierung zu bieten: durch markante Ăberschriften und eine Sortierung der Inhalte innerhalb der AbsĂ€tze â vom Allgemeinen ins Detail, vom Wichtigen zum etwas weniger Wichtigen.
3. Stellenanzeige plus X: Jobs vermarkten statt Stellenanzeigen schalten
Zugegeben: Aufgaben und Anforderungen kann man â den genannten Argumenten zum Trotz â meistens in jeweils maximal fĂŒnf Bulletpoints gut darstellen. Was aber, wenn die Interessent:innen Feuer gefangen haben und sie auf der Suche nach weiteren Informationen die Unternehmenswebsite verlassen? Ausgerechnet jetzt, wo wir sie am Point of Sale haben und der âJetzt bewerbenâ-Button in Reichweite ist? Moderne Stellenanzeigen arrangieren daher den relevanten Content âum die Stellenanzeige herumâ statt ihn hinter Links zu verstecken. Ob ein Video vom Team, die Arbeitsumgebung des Fachbereichs oder eine Slideshow mit den wichtigsten Stationen des Arbeitsalltags â all das verschafft interessierten Leser:innen einen tieferen Einblick und beeinflusst ihre Entscheidung positiv.
Inhalte nach anzunehmenden Leser:innen-Interesse gewichten
Wichtig bei Punkt 3 ist: Analog zum Aufbau des eigentlichen Kerns der Stellenanzeige (Aufgaben und Anforderungen), bei dem jeweils die wichtigste Information zuoberst in einem Absatz stehen sollte, ist es auch bei dem ergĂ€nzenden Content essentiell, sich Gedanken ĂŒber die Gewichtung zu machen. Hier gibt es keine goldene Regel fĂŒr die Reihenfolge. Deshalb empfehlen wir, mit einem âBest Guessâ zu starten, regelmĂ€Ăig Zugriffszahlen, Scroll-Tiefe, Interaktion und Konvertierung (= Klick auf âJetzt bewerbenâ) zu messen und den Aufbau immer wieder leicht zu variieren. Auch das GesprĂ€ch mit Bewerber:innen kann hilfreich sein. Nicht selten stellen wir fest, dass der Content in einer Stellenanzeige nicht nur zur Entscheidung fĂŒr eine Bewerbung beitragen kann â sondern von Kandidat:innen auch fĂŒr die Vorbereitung auf ein VorstellungsgesprĂ€ch genutzt wird.
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Ein Fallbeispiel aus dem eigenen Hauseâ
âFĂŒr unser eigenes Unternehmen suchen wir regelmĂ€Ăig heiĂ begehrte Sales-Profile. Im Rahmen unserer Recruiting-Strategie haben wir beschlossen, bereits in der Stellenanzeige Ă€uĂerst transparent zu sein und möglichst viele Informationen zielgruppengerecht aufzubereiten. Die Verweildauer von Interessent:innen auf der Stellenanzeige stieg dadurch mit bis zu elf Minuten auf das Dreifache der Dauer, die wir im Mittel aus mehr als 100.000 Stellenanzeigen gemessen haben. Auch die Conversion Rate (also der Klick auf den Bewerben-Button) war mit 26 Prozent fast neun Mal so hoch wie im Markt ĂŒblich (hier liegt der Schnitt bei 3%). NatĂŒrlich lassen sich diese Ergebnisse nicht auf jedes Jobprofil und jedes Unternehmen ĂŒbertragen â genauso wenig wie die Studien von LinkedIn und Indeed ;-).
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Was muss ich tun, wenn ich meine Stellenanzeigen um sinnvollen Content ergÀnzen will?
Zuallererst die beruhigende Botschaft: Potenzielle Bewerber:innen erwarten keine Hochglanz-Inhalte, wenn es darum geht, Stellenanzeigen mit passenden Inhalten zu ergĂ€nzen. Ansprechend, authentisch und passgenau sollten sie dennoch sein. Denn aus anderen Lebensbereichen â wie zum Beispiel dem Online-Shopping â sind Nutzer:innen daran gewöhnt, dass sie einfach aufbereitete Angebote und passende Kontext-Informationen ohne weitere Klicks geliefert bekommen. Schwieriger wird es bei der Frage der Einbindung der Inhalte. Denn nur wenige Bewerbermanagement-Systeme ermöglichen das Anreichern der Stellenanzeigen um Inhalte jenseits der klassischen Elemente (Jobtitel, Unternehmensbeschreibung, Aufgaben, Anforderungen, Benefits, Ansprechpartner). Wenn Ihre âHauslösungâ auch zu diesen Systemen gehört, empfehlen wir einen Blick auf Lösungen wie unseren JobShop. Denn der bietet ihnen nicht nur die Möglichkeit, unterschiedlichste Content-Module in die Stellenanzeige einzubinden, sondern auch praktische Empfehlungen. Spreche uns gerne darauf an!
Quellen:
Die Analyse des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt es hier